Empirie, Emotion, Covid-19?

Municipal Archives of Trondheim from Trondheim, Norway / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)
Der Corona-Virus 2019 hat natürlich die gleichen Konsequenzen. Die Fronten haben klare Linien ausgebildet. Dr. Wodarg gegen Prof. Dr. Lesch stehen hier im Duell:

Es muß jeder Stimme Gehör gegeben werden. Es ist erstaunlich, wenngleich nicht verwunderlich, daß allerseits die Frage aufkommt, ob der „Corona-Hype“ nicht irgendwo zentral gesteuert wird. Die Staaten übten sich in Übertreibung, wenn es um ein lange bekanntes Virus gehe, etc. Selbst die abstrusen Theorien einer Illuminaten-Verschwörung, wonach von einer geheimen Weltregierung ein neues Chaos verursacht wird, um gewisse Ziele zu erreichen, haben doch die gleiche Prämisse:

Wer profitiert davon?

Diese Frage scheint die überwiegende Ursache von gegenwärtigen Diskussionen, ist sie doch charakteristisch für das moderne Paradigma simplen Profitdenkens. Chaos nutzt; vor allem jenen, die es kontrollieren. Aber ist es überhaupt möglich, Chaos zu kontrollieren? Man spräche den „Illuminaten“ übermenschliche Kräfte zu. Über die vergangenen Dekaden ist deutlich geworden, daß sich anscheinend komplizierte Vorgänge auf simple Kausalität zurückführen lassen: Die causa aller Politik ist jene allen Wirtschaftsdenkens, das Profitstreben. Menschlich, allzumenschlich. Von dieser Konklusion läßt sich auf sämtliche Prämissen ableiten. Ein deduktiver Syllogismus.

Einige Beispiele: Das deutsche Mautvorhaben hatte die Intention, privaten Firmen auf Staatskosten Aufträge zu verschaffen. Die Sparziele der Bundesregierung betrafen das Sozialsystem, nicht die Kapitalerträge, denn Zinsen werden bezahlt. Die USA führen Kriege weniger um demokratische Werte, als um Öl, etc., etc.

Was hat das aber mit der aktuellen Pandemie zu tun? Ist es denn eine? Werden Pandemien „gemacht“? Die Beantwortung dieser Frage ist jedem selbst überlassen. Doch hier wird ein altes Problem angeschnitten: Die menschliche Existenzfrage i.w.S., deren Fragen Immanuel Kant formuliert (Was kann ich wissen?, Was soll ich tun?, etc.), doch leider nicht „alltagstauglich“ beantworten konnte. Der Mensch läßt das Kindesalter hinter sich, doch die Fragen nach dem Kommenden werden mit dem Erwachsen-Sein nicht beantwortet. Ebensowenig mit abstrakter Philosophie. Man wendet sich lieber etwas zu, daß eine konkret positionierte Wahrheit postuliert: Kirche, Familie, Arbeit, Ideologie… Der Aufstieg politischer Demagogie demonstriert das auf eindringliche Art, wenn Arbeit zu einem immer weniger verläßlichen Faktor von Sinnfindung wird.

Den Informationskonsumenten des 21. Jahrhunderts steht mit dem Internet ein Mittel zur Verfügung, das seines gleichen sucht. Und gleichzeitig ist es durch seine multidimensionale Vernetzung Quelle der Verunsicherung. Wer sich krank fühlt, konsultiert das Internet, um letztlich verwirrt beim Arzt aufzuschlagen und diesem immerhin praktische Tips aus dem gelernten Internet-Fundus zu geben. Wir sind „omniscient„, also universalgebildet mittels Suchmaschinen und doch ahnungslos. Das Gefühl der Verlorenheit im Netz der Informationen läßt sich nicht leugnen, denn das Internet bietet keinen Kontext und somit keinen Sinn. Stattdessen bietet es ein Bombardement an Informationen, was zu einem Schutzmechanismus des Geistes führt. Dieser wehrt sich mittels Polarisierung durch echo-bubbles, um eine eindeutige Stellung zu beziehen in einem Geflecht, wo keine Eindeutigkeit zu finden ist.

Der Corona-Virus 2019 hat natürlich die gleichen beobachtbaren Konsequenzen. Die Fronten haben inzwischen klare Linien gezogen. Dr. Wodarg gegen Prof. Dr. Lesch stehen hier im Duell. Man mag sie als stellvertretende Häuptlinge eines „Glaubenskrieges“ sehen.