Der Rösler wieder…

Die Geschichte mit dem Rösler sorgte ja hie und da für einige Aufregung. Gut, das liegt schon mal an Rösler selbst: Allenthalben spürt man eine verhaltene Aggression gegen ihn. Man will ja kein Frosch sein, aber dieser Kerl haut schon gelegentlich Sprüche, die man von einem 73er Baujahr ohne Berufserfahrung schon gar nicht hören will.

Wenn nämlich „der Leistungsgedanke dikreditiert wird“, so Rösler, „… dann stellen wir die Weichen Richtung Abstieg.“ Logisch folgerichtig für einen Liberalen, der dem Paradigma unbedingter Leistung nachhängt. Ein Frosch im der Milchkanne muß eben strampeln bis er aus Butter springen kann. Fragt sich bloß, wer sich die Butter dann auf’s Brot schmiert. Die vom Herrn Rösler so heißgeliebte Pharma-Industrie? Die Bankvorstände? Spielt keine Rolle – „Leistung muß sich wieder lohnen!“

Das Leistungsparadigma gehört zum Fundament der FDP und daran ist nichts auszusetzen. Ebensowenig daran, dass Rösler die Grünen kritisiert. Das erwartet man doch in einer Demokratie, oder?

Doch die Liberalen sollten gelegentlich zur Seite schauen. Dann würde manch einer begreifen, warum viele Menschen vom Glauben an die Reziprozität von Arbeit und Lohn abgefallen sind. Der Neoliberalismus hat es über die letzten Jahrzehnte einfach zu weit getrieben, wodurch sich der größte Teil der Bevölkerung von der Vorstellung „vom Tellerwäscher zum Millionär“ und der FDP abgewandt haben.

Zu Recht.

Eine der treibenden Kräfte hinter dem Freibeuter-Kapitalismus sind billige Arbeitskräfte. Das sind jene, die dem fadenscheinigen Heilsversprechen nachlaufen, sich durch Arbeit eines Tages „befreien“ zu können. Und es sind die noch billigeren, die sich bei Foxconn aus den Fenstern in den Tod stürzen, weil die Wahrheit von „Leistung“ ganz dort ganz anders aussieht.

So weit ist es in Deutschland noch nicht, daher ignorieren wir solche Berichte mit beflissener Bestürzung. Und doch nagt es an uns: Ist dieses System wirklich so schlecht? Was unterscheidet uns von den Chinesen? Unsere Augen öffnen sich ein wenig mehr für die Mißstände vor der eigenen Haustür. Da der Mensch gerne Teufel an die Wand malt, mögen sie eben wie Rösler oder Merkel aussehen. Das Wichtige ist jedoch, dass man mißtrauischer wird, kritischer.

So stürzen wir uns auf die FDP, insbesondere Philip Rösler, welcher immer wieder für Staunen sorgt. Liberalisten wie er sind eine aussterbende Spezies in diese Zeiten und werden wieder zu Propheten, wenn eine Politik des „Sozialen Gedankens“ uns die Luft zum Atmen genommen hat. Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Da lache ich doch noch ein wenig über den Rösler-Clown und werde mir vielleicht irgendwann, still und heimlich, sagen: „Verweile doch, du bist so schön!“