Geld her, reicher Sack!

 

Man sollte alles von mindestens zwei Seiten betrachten. Allerdings darf man nicht allen Argumenten Glauben schenken, denn es soll ja Menschen geben, die einfach nur Stimmung machen wollen. Wie zum Beispiel ich, wenn ich über jene schreibe, welche den Plänen des französische Präsidenten Hollande zu „Reichensteuer“ kritisch gegenüberstehen.

Hollande will den Spitzensteuersatz drastisch anheben, die Obergrenze sogar aufheben. Er macht damit einige der Vergünstigungen Sarkozis rückgängig und setzt noch einen drauf. Kritiker, heißt es bei der FAZ, sehen schon die Flucht der Reichen (und des Kapitals) aus dem Land.

Na und? Zum einen bezweifle ich die Abwanderung von Franzosen aus ihrer Heimat, weil sie mehr Steuer zahlen müssen. Zum Lebensstil gehört mehr als nur Geld auf der Bank. Und wo ziehen die Reichen dann hin? Auf eine einsame Insel, wo alle reich sind und daher ihr Geld weniger wert sein wird?

Zum anderen geht mir folgende Überlegung durch den Kopf: Angenommen, an der Besteuerung der Vermögenden wird nichts verändert, die Wohlhabenden bleiben also in Frankreich. Die Spirale der generellen Verschuldung windet sich weiter abwärts. Unruhen, gesellschaftliche Spaltung, Elektro-Zäune – siehe Südafrika. Wäre das erstrebenswert für Reiche?

Erstaunlicherweise sind viele Reiche bereit, ja fordern sogar die Möglichkeit, höhere Steuern zu bezahlen (Sueddeutsche). Weil sie diesen Preis um des gesellschaftlichen Frieden willens bereit zu zahlen sind. Viele von ihnen wissen, daß ihnen inzwischen nur noch die Wahl zwischen Reform oder Revolte bleibt. Wobei die Revolte von „unten“ ausgehen wird – zum Nachteil aller.

Mir ist es unverständlich, wie Politiker und „Experten“ Pläne zur Vermögensbesteuerung, zur Kapitaltransfersteuer oder Marktkontrolle anzweifeln oder kritisieren können. Das Eis ist dünn geworden, auf welchem getanzt wird.