Gut, dass ich aus dem Osten geflohen bin

Derzeit kursieren recht viele Beiträge über die Nazi-Szene in Deutschland in den Medien. Ich verstehe zwar nicht, warum das jetzt so ein Thema ist, mutmaße, dass auch ein wenig Ablenkung von der unsäglichen „Krise“ drinsteckt. Es hat sich immer als gutes Ablenkungsmanöver herausgestellt, auf Extreme zu deuten, nach dem Motto: „Schau da! Da ist ja was los…“ Und inzwischen ist der Fokus auf den Osten Deutschlands gefallen.

Und was derzeit „Die Welt“ und das ZDF verbreiten, ist unsäglicher Unsinn. Die Quintessenz: Im Osten ist es lebensgefährlich, zu leben (Steven Uhly, Schriftsteller aus München) und fast alle Ex-DDR-Bürger sind Antisemiten, die inzwischen gelernt haben, mit ihrer tiefsitzenden braunen Attitüde hausieren zu gehen (Freya Klier, DDR Widerständlerin).

Gerade Frau Klier sollte es besser wissen. Ihr Artikel enthält im Grunde viele gute Fakten, pickt sich aber nur jene Menge der Intelligentsia der DDR als tolerant heraus, welche diese verlassen hat und attestiert den übrigen einen tiefsitzenden konditionierten Ausländerhass (Die Welt). Uhly widerum besucht Jena und ist vor Angst so erstarrt, dass er es gerade einmal 20 Meter aus dem Paradiesbahnhof herausschafft und dort steht, bis es dunkel wird (ZDF). Letzteres nenne ich einen Intellektuellen aus dem Elfenbeinturm. Wie kann der Mann Bücher schreiben? Und gerade ein Münchner… wo die Bayern doch so bekannt sind für ihre Weltoffenheit.

Es stimmt traurig, dass in der heutigen Situation, wo Lösungen für den kaputten Kapitalismus gefragt sind, der Osten wieder einmal herhalten muss. Und dass sich sogar die Intelligentsia für die Stimmungsmache hergibt. Froh aber bin ich, dass ich 2010 rechtzeitig aus dem Osten geflohen bin und im Ausland lebe, wo mich noch keiner als Fremdenhasser verraten hat… wenn das rauskommt, muss ich vielleicht wieder in den Osten zurück – Gott bewahre!