Hirnforschung und Willensfreiheit

Also sind wir in unserem Willen nicht frei? Also ist das, was wir "Wille" nennen, eine konsequente Folge von äußeren Reizen und biochemischen, festgelegten Abläufen, die uns erst im Nachhinein bewußt werden? Es gibt Gegenstimmen, jedoch schwache.

Es ist eine wissenschaftliche These, die Wellen schlägt: Die Hirnforscher Wolf Singer und Gerhardt Roth deduzieren aus ihren Forschungen. Und sie kommen auf den Punkt, daß die Annahme eines freien, selbstbestimmten Willens ein Konstrukt, ein Konzept sei. Dafür ernten sie reichlich Aufmerksamkeit wie Kritik.

Das Buch von „Hirnforschung und Willensfreiheit“, herausgegeben von Christian Geyer, Redakteur der FAZ, ist eine Sammlung von Essays, die zumeist Reaktionen auf die Thesen der Hirnforscher sind. Die Kritik zeigt, wie schnell sich Argumente in logischen Widersprüchen verwickelt und wie der Wille zum Glauben an Entscheidungsfreiheit selbst bei Wissenschaftlern in metaphysischen Argumenten endet.

Geyer wurde von Singer in einer Vorlesung kritisiert, er habe ihn (Singer) verkürzt und verzerrt wiedergegeben. Nichtsdestotrotz scheint mir die Sammlung Geyers repräsentativ genug, um Argument und Gegenargument aufzuzeigen.

Im Folgenden will ich eine Serie von Kritiken an Wolf & Singers Grundthese – daß der Mensch keinen freien Willen eo ipso habe, sondern jener nur eine sinnstiftende Nachreaktion des Hirn sei – eine Einbildung – kritisieren. Denn ich bin geneigt, Wolf und Singer zu folgen, da ich meine eigene Theorie habe, welche von Fakten der aktuellen Hirnforschung durchaus gestützt wird.