Die Pro7-Mentalisten – Staunen, statt begreifen

Immerhin gibt es noch eines über the Master himself - Uri Geller - zu berichten. Er hatte tatsächlich live einen Löffel verbogen. Und im Publikum fanden sich auch einige, die durch leichtes Drücken und Ausruf eines beknackten Spruches verbogen worden waren. Freies Zitat einer Mitmacherin: "Ich habe etwas gedrückt...". Manche mißgünstige Mitmenschen unterstellen ja, das seien Löffel mit einer speziellen Legierung an der Soll-Biegstelle. Tatsächlich habe ich während der Schulspeisung auch einige Aluminiumlöffel verbogen. Aber das wäre natürlich reine verleumderische Spekulation. Genauso, wie zu behaupten, die Besucher hätte ihre Löffel gar nicht mitgebracht, sondern am Studioeingang erhalten.

Vor kurzem fand ich den Mut, mir „The next Uri Geller“ auf Pro7 anzuschauen. Es kostete schon etwas Überwindung, mich der Gefahr verbogenen Besteckes auszusetzen. Man hat’s ja nun nicht so dicke, daß man ständig neue Löffel kaufen will. Aber vielleicht war auch etwas Angst dabei, daß die so öffentlich gemachten parapsychologischen Phänomene irgendwie ihren Glanz verlieren, wenn man sie mit Hunderttausenden vorm Fernseher mitverfolgt…

Jedenfalls ist meine esoterische Phase lange vorbei. Als ich zum ersten Mal über Uri Geller las, war ich fasziniert. Man glaubt Büchern ja generell, denn das wird einem irgendwie und irgendwoher ja vermittelt. Bücher besitzen Geist, besitzen etwas Erhabenes. Aber inzwischen kann (fast) jeder Trottel schreiben oder wenigtens schreiben lassen. Ich erinnere nur an die Autobiographien großer „Künstler“ aus unserer Musikszene. Daher ist, wie gesagt, meine esoterische Phase auch vorbei. Über Gellers Löffelbiegerei hatte ich nur gelesen – an jenem Abend sollte ich es live sehen – und vielleicht zuhause erleben.

Nun ja, zunächst kamen die „Mentalisten“ – früher hat man dazu Nervenpatienten gesagt – und balgten sich um die Gunst des (nicht mal deutsch-sprechenden) Urgesteins Geller. Da war das „Liebespaar“ bei dem 4 Revolver in einem Kreisel gewirbelt wurden. Einer davon war voll geladen – mit Platzpatronen. Und der weibliche Part des Paares stand mit verbundenen Augen, während der männliche mit jeweils einer der Waffen auf sie zielte. Ihre mentale Fähigkeit war angeblich jene, Gefahr zu spüren. Nun ja, alle waren gespannt – besonders nachdem anhand eines Plastikbechers die verheerende Gewalt einer Platzpatrone deutlich gemacht worden war. Die Revolver (wohlgemerkt keine Pistolen mit geschlossenem Magazin!) wurden also nach und nach auf unsere Mentalprobandin gerichtet, die nach kurzem (wohl-inszeniertem) Zittern und Zögern „schieß“ oder „ich bin mir nicht sicher“ gesagt hatte. Interessant waren aber einige Dinge: Wie schon gesagt – ein voll geladener Revolver, bei dem man naturgemäß die Patronen in der Trommel sieht (bei nur einer Patrone im Lauf sähe der leer aus!), ein hauchdünnes Mikrofon an der Wange der Bedrohten – wozu auch ein Ohrstöpsel gehörte und gezielte Kameraeinstellungen. Solche nämlich, die von schräg vorn auch Zuschauern ohne HDTV (wie mir) erlaubten, zu sehen, ob der Revolver geladen war oder nicht. Immer erst kurz nach dieser Kameraeinstellung war sie sich sicher, ob ihr Mit-Mentalist schießen durfte oder nicht. Klingt weit hergeholt? Kann sein. Allerdings war sich die gute Mentalpatientin bei der vorletzten Waffe nicht sicher – was vielleicht daran gelegen hatte, daß die Kamera die Waffe nicht im rechten Winkel zeigte. Hmmm…

Unsere beiden Mentalakrobaten sind leider raus, wie ich mit Bedauern feststellen mußte. Noch mentaler aber war Daniel Koldrake: Sein Kunststück sollte so etwas sein wie Energie zu bündeln und mit deren Hilfe eine gewaltige Phobie eines Menschen auszulöschen. Versuchsobjekt (sorry, daß ich jetzt nicht Subjekt geschrieben habe) war Christina … – sehr beliebt an diesem Abend für sämtliche Scherze. Nachdem Mr. Koldrake Christina ihre Ängste auf einen Papierzettel hatte schreiben lassen, warf er das zerknüllte Ding in ein Glas und hoffte, mit der Energie aus seiner rechten Hand das Papier – soll heißen, die Angst – in Flammen aufgehen zu lassen. Aber irgendwie schwelte das Ding nur. Scheinbar – aber das ist nur eine wahnwitzige Theorie meinerseits – hatte er den redaktionellen Laserstrahl überschätzt oder nicht getroffen. Vielleicht war das Papier auch einfach zu feucht durch Christinas Hände. Jedenfalls ging dieser Trick furchtbar daneben. Anstatt sich geschlagen aus dem Studio zu verziehen, zog unser Mental-Daniel eine erbärmliche Zaubertinten-Nummer durch, deren Ergebnis dann Christinas Angst zum Vorschein brachte: Christina konnte kein Wasser ertragen, das ihrer Schulter hinunterrinnt. Also kann sie bis heute – wie sie meinte – nicht duschen.

Nun ja, da hätte ich noch eine Menge Kommentare, aber ich verkneife mir einfach den Rest. Immerhin gibt es noch eines über the Master himself – Uri Geller – zu berichten. Er hatte tatsächlich live einen Löffel verbogen. Und im Publikum fanden sich auch einige, die durch leichtes Drücken und Ausruf eines beknackten Spruches verbogen worden waren. Freies Zitat einer Mitmacherin: „Ich habe etwas gedrückt…“. Manche mißgünstige Mitmenschen unterstellen ja, das seien Löffel mit einer speziellen Legierung an der Soll-Biegstelle. Tatsächlich habe ich während der Schulspeisung auch einige Aluminiumlöffel verbogen. Aber das wäre natürlich reine verleumderische Spekulation. Genauso, wie zu behaupten, die Besucher hätte ihre Löffel gar nicht mitgebracht, sondern am Studioeingang erhalten.

Leider hat sich bei mir durch Reiben und leichtes Drücken nichts verbogen. Auch die Löffel und Messer auf dem Fernseher nicht. Ich verzeihe Uri trotzdem, auch wenn ich etwas enttäuscht bin, daß er seinen Löffel nicht alleine durch Anschauen verbogen hat…