Warum Politik korrupt sein muß
Wenn Sokrates davon spricht, daß Philosophe Könige oder wenigstens Könige Philosophen sein sollten, attestiert er dem politischen Duktus die Notwendigkeit von Weisheit und Umsicht. Wenn ich das Volk reden höre, dann sind Politiker machtgierige, korrumpierte Opportunisten. Damit attestiert der politischen Realität alle Ferne von Sokrates' Wunsch. Ist das so? Dazu will ich die Begriffe "machtgierig", "korrumpiert" und "Opportunist" sezieren. Die Gier nach Macht, kann eine Triebfeder für menschliches Handeln sein. Eine Triebfeder im Nietzscheanischen Sinne, der erste Schritt zur Willkür, aus welcher nach Kant der Wille zur Handlung erwächst. Politik, die zu Recht gerinnt, zu den Spielregeln der Gesellschaft, ist dabei das unmittelbare Werkzeug, Macht zu erweitern und zu erhalten. Doch wie kommt man eben dazu, Politiker zu sein? Welche Motive hat ein Politiker, Politiker zu werden? Entweder ist ein Politiker Idealist mit einer Zukunftsvision für ein besseres Dasein oder sein Idealismus beschränkt sich auf Machtgewinn und Machterhalt. Im letzteren Fall ist es angemessen von einem egozentrischen Idealismus zu sprechen - einer Vision, die das Gemeinwohl nicht zum vordergründigen Inhalt hat. Jener Teil der Politiker, der aus egozentrischen Idealisten besteht, welche von vornherein Lobbyismus und Korruption als Teil ihrer Existenz begreifen, ist jener, der vom "Volk" redet, nicht von "uns". Politiker seiner Coleur befördern Klüngel, Korruption und die aristokratische Spitze. […]