Der Druck, damit nichts passiert
Amerikaner sind Vorreiter einer neuen Shoah: der Entwürdigung des Menschlichen unter dem Primat der Angst, die seit Jahrtausenden der pathologische Deckel unserer Freiheit ist. Angst wird instrumentalisiert, keine Frage. Und sie wird geschürt, während auf den glitzernden Bühnen die Hohlköpfe ihre lustigen Shows präsentieren, damit der Mensch in Balance gehalten wird. Eine fragwürdige Balance. Wie kann man sich noch als Mensch fühlen, wenn einem wegen eines Verkehrsverstoßes von der Polizei die Arschbacken auseinandergerissen werden wegen "safety issues". So geschehen in den USA, wo das Wort "issue" an die zwanzig verschiedene Bedeutungen hat. Der Naomi Wolfs Artikel im Guardian zeigt eine neue Dimension der bürgerlichen Entmündigung, die - ohne Übertreibung - einen Meilenstein in der neueren Geschichte markiert. Wolf berichtet, wie der amerikanische oberste Gerichtshof entschieden hat, daß bei Rechtsbrüchen jedermann einer Körperuntersuchung unterzogen werden kann - wie auch immer gering das Vergehen geartet ist. Er bestätigt damit, daß jedem von uns in den USA von der Polizei sprichwörtlich die Hosen heruntergezogen werden können. Wolf vergleicht diesen zu Recht Zustand mit dem Holocaust und der Richter Anthony Kennedy begründet sein Verdikt mit dem Umstand, daß man den 9/11 Terroristen bei einer Geschwindigkeitsübertretung hätte festhalten können. Diese Absurdität kommt von einem der einflußreichsten Männer der USA und von einem Juristen, dem man […]