Tonio

„Seine Einstellung zur Gesellschaft war von der Überzeugung eingenommen worden, es gäbe keinen Hort der Erkenntnis mehr. Akademiker – wozu auch er gehörte – alles Dummschwätzer. Künstler, gut, seinetwegen, aber die hofften nur auf Profil, die litten nicht. Von den übrigen ganz zu schweigen. Die Einzigen – die das wahre Leben kannten, seien die Arbeiter, die Hungernden – auch hungernde Akademiker – seinetwegen… Die kratzten an eternen Problemen, welche die Menschheit der Moderne nicht gelöst hat…

Und nicht lösen würde. Immerhin muß man zugeben, dass die Hungernden und Arbeitenden tatsächlich die große Masse ausmachen – also kennen die meisten Menschen das Leben doch! Anstatt daraus etwas zu machen, schien er vom Wahn der übrigen Welt heimgesucht zu sein: Er selbst wollte seine Theorien profilieren, indem er sie der Masse aufdrückte. Das gelang natürlich nicht ohne in die Welt der Politik und des Marketings einzudringen was ihn abstieß. Er war fatalistisch und arrogant geworden, denn niemand konnte ihm das frische Wasser reichen das er suchte; diese Idioten… Aber er mußte sich eingestehen, dass auch er nichts zu geben hatte außer Kritik; daher wohl der Fatalismus.“