Sexskandal im argentinischen Parlament – ein Gespräch

Anlass dieses fiktiven Talkshow-Gesprächs ist ein Artikel über einen argentinischen Politiker, der während einer Videokonferenz seiner Frau auf die nackte Brust küsste. Die Quelle nenne ich hier nicht, weil dieser Journalismus es nicht wert ist, gelesen zu werden.

Was sagen sie über den Sex-Skandal im argentinischen Parlament?

Was meinen sie?

Ein Abgeordneter hat über eine Internet-Konferenz seiner Frau den Pullover heruntergezogen und ihr auf die nackte Brust geküsst.

Ich bin nicht hergekommen, um über Lippen zu reden, die nackte Haut berühren.

Auch nicht, wenn es sich um aber um einen Politiker handelt?

Spielt das eine Rolle?

Sagen sie es mir.

Ich glaube, sie haben ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität. Der ganze Westen hat eines. 

Wie meinen sie das?

Dieses Gespräch gerade ist ein weiterer Beweis für die Verkommenheit des Humanistischen…

— des Humanistischen? Was hat das mit Sexualität zu tun?

Sex ist menschlich. Wenn ich sagen würde, dass ich sie gerne küssen würde, oder dass sie eine attraktive Frau sind, wie reagieren sie?

Genau. Sie denken nach. Sie denken darüber nach, ob sie geschmeichelt oder verärgert sein sollen. Und im Grunde bemerken sie, dass sie sich, in dem Moment, wo ich mich als Mann (oder Frau) offenbare, bedroht fühlen müssen. 

Ich fühle mich nicht bedroht.

Und wenn wir alleine wären?

Das führt jetzt zu nichts.

Doch. Eben. Der Gedanke setzt noch einen drauf. Fühlen sie die Unsicherheit in sich hochkriechen? Ist das jetzt Belästigung, weil wir nicht aus Distanz über Sexualität reden, sondern ich sie persönlich anspreche?

Also, wenn sie persönlich werden…

Ich bin im Konjunktiv geblieben. Sie sind sicher attraktiv, doch ist das noch keine Absichtsbekundung. Ich werde sie nicht küssen. 

Gut, ähm, dann reden wir weiter über …

Anlass dieses fiktiven Talkshow-Gesprächs ist ein Artikel über einen argentinischen Politiker, der während einer Videokonferenz seiner Frau auf die nackte Brust küsste. Die Quelle nenne ich hier nicht, weil dieser Journalismus es nicht wert ist, gelesen zu werden.