Das Asoziale, also sich auf dem Rücken der Schwachen zu stärken, scheint Naturgesetz.

Wie wir mißverstehen, wer die „Asozialen“ sind

An Darwin’s „Origin of Species“ ist nichts auszusetzen. Die Projektion seiner Lehren in sozialen Sinne hat jedoch die anti-humanistische Auswirkungen. Sind wir von Natur aus sozial? Sind gegenwärtige Staatsstrukturen Garant für Gleichberechtigung?

Homo homini lupus – der Mensch ist dem Menschen Wolf, meinte Thomas Hobbes. Im Naturzustand seien wir alle gegeneinander im Krieg. Zu unserem eigenen Selbstzweck – dem Schutz, erschaffen wir Gesetze.

Nachfolgende Staatstheorien wurden humanistischer, womöglich von Kant’scher Aufklärung geprägt. Was wir tun sollen, ist ein von der Vernunft gegebener Imperativ: Man solle nur das tun, was man auch von anderen Menschen erwarten könne. So schließt man Gesellschaftsverträge; man begibt sich einem Teil der eigenen Freiheit und erlaubt anderen, wie auch sich, diesen ‚eröffneten‘ Teil der Freiheit bei anderen einzunehmen. Diese abgegebene Freiheit wird zum Staat.

Wenn es Regeln des Zusammenlebens gibt, so muß man erwarten, daß diese Regeln alle gleich erfassen. Für jeden gilt das selbe Gesetz. Was, wenn manche gleicher sind als gleiche? Gibt es in modernen Demokratien Gleichheit vor dem Gesetz?

Nein. Wir haben Zeitarbeiter, Lohnsklaven, Steuerzahler und Bürger. Während die Anzahl der Bürger sinkt, ihre abstürzenden Mit-Bürger sich an extremistische Alternativparteien klammern, werden Sozialgesetze aufgerieben. Und mit dem Schlachtruf der Vollbeschäftigung stürzt Politik voran – und schreien noch immer den Schlachtruf jener, welche Gier und  Profitmaximierung zu Maximen politischen Handelns gemacht haben. Währenddessen sucht die Bevölkerung Sündenböcke – nicht in der Politik, nicht in der Wirtschaft, weil dort alles zu ungreifbar geworden ist. Die Armen fressen sich selbst. Das ist die Dynamik eines zynischen Überbaus: die Aristokratie des Asozialen.