Der Vertrag: Was uns bindet

two people shaking hands
Überlegungen / Fragmente zum neuen Essay. Es geht um Privatautonomie als modernen Gesellschaftsvertrag, in welchen wir uns durch privaterechtliche Verträge untereinander binden.

Das folgende ist eine zusammenfassende Überlegung zum Kapitel „Vertrag“.

Der Vertrag ist eine Einigung zwischen zwei oder mehreren Parteien. Er hat zwei Elemente: Den rationalen Vertragsschluss als solchen und einen Inhalt, der irrational (emotional) geleitet ist. 

Ein Vertrag erzeugt Schuldverhältnisse und dient als zwischenmenschlicher Stabilisator auf kurze oder lange Zeit. Ungeklärt bleibt seine Motivation: Wozu gehe ich einen Vertrag ein?

Die Privatautonomie hat lange Zeit das Politische ersetzt. Der Vertrag ist zur privaten Sinnfrage geworden; zum einen zur Bestätigung eigener Autonomie und zur Möglichkeit ewiger Befreiung. Er ist grds. unpolitisch, aber wo er seine Funktion als Sinngeber nicht mehr erfüllt (mangels Sinnlosigkeit) oder nicht mehr geschlossen werden kann (mangels Mitteln), hat er keine gesellschaftlich bindende Wirkung mehr. Der Niedergang des Neoliberalismus droht damit auch zum Niedergang offener Gesellschaften zu werden.

Vernunftproblem: Ratio und emotio werden getrennt. Daher haben ein gesellschaftlicher, demokratischer Wert keine Existenz im privatrechtlichen Vertrag. Stattdessen scheint (persönliche) Autonomie des Vertragsschlusses Voraussetzung von Demokratie zu sein: Liberalismus. Der Fokus weg vom Inhalt (emotio) des Vertrags ist Verwissenschaftlichung, die uns von der Welt entfremdet. (Die Erklärung der Welt wird Experten überlassen oder durch Studien und Gegenstudien verworren.) Was zur Erfüllung des Vertrags taugt ist Rationalität, weswegen es wichtig ist, die kognitiv / logischen Fähigkeiten zum Vertragsschluss und zur Vertragserfüllung zu besitzen. Es spielt dagegen keine Rolle, zu welchen Zwecken man Verträge schließt.

Dieser noch immer währende Dualismus von ratio und emotio ignoriert absichtlich die Motivation / desire unserer Entscheidungen. Es lässt diesen anderen, den motivierenden Teil unserer Vernunft im Dunklen. Wobei uns die Autonomie als Bedingung zur Möglichkeit zum Vertragsschluss schmeichelt: Hybris und Gottesgleichheit. Der freie Wille ist Bed z Mgl dieser Verantwortlichkeit. Damit wird er ‚von hinten herum‘ begründet. Tatsächlich liegt das Problem des freien Willens philosophisch darin, dass er Ursache ist, welche uns als machtvolle Entität hinstellt und gleichzeitig nicht solche Ursache sein kann. Denn er löst uns aus der Natur und entfremdet uns damit.