(K)ein Nachruf auf Trump

„Donald Trump kümmert sich nur um eins: Donald Trump.“ Eine ZDF-Dokumentation führt Donald J. Trump noch einmal vor. Und zwar für das, was er ist. Er verkörpert das Asoziale, weil er, von einer triebhaften Rücksichtslosigkeit befeuert, ein pathologischer Egoist ist. Womöglich hat sein Vater, ein grenzlegal geschäftemachender Immobilienhai, die dogmatischen Grundlagen gelegt und damit seinen Sohn Donald Jr. zu einem Getriebenen gemacht.

Interessant sind im Rückblick unter andern die ganz alten Kamellen, wie beispielsweise 1997, wo die amtierende „Miss Universe“, Alicia Machado, von Trump zu einem Fitness-Trainer geschleift wird und im Licht zahlreicher Kameras einen Workout vortanzt. „I own the place“ heißt bei Trump auch, daß er mit dem Trainer über das Gewicht der Dame („she“) diskutieren kann, während man schnell das Gefühl hat, auf einem Viehmarkt zu sein. Auf 118 Pfund sollte sie Trump’s Vorstellung nach herunter, das sind 53 metrische Kilogramm, während der Fitnesstrainer entgegnet, das sei zuwenig. Trump zusammfassend: „Okay, sie kann auf 118 Pfund runter, so habe ich das verstanden.“ Das ist flacher Rabulismus, der in Trumps Welt funktioniert.

Doch die Person Trump ist unbedeutend, weil sie wenig Facetten besitzt, weil sie fast eindimensional ist. Es geht darum, wofür Trump steht. Das Phänomen Trump hat mindestens 70 Millionen Amerikanern Zustimmung abgewonnen. Trump ist ein leuchtender Repräsentant für eine Weltordnung in welcher alles kommodifiziert werden kann. Wenn alles und jedes zur Ware wird, wird alles verhandelbar: Regeln, Würde, Werte. Wobei die Letzteren, die Werte, eine Sonderstellung einnehmen, denn in ihrem Kern, oder dem „Wesensgehalt“, wie es das Bundesverfassungsgericht ausdrücken würde, unverrückbar sind. Vielleicht dachten sich das die Vertreter des Neoliberalismus — bis Trump kam. Seine egozentrische Veranlagung hat Grenzen überschritten, welche selbst in den Kreisen der Reichen asozial scheinen. Nicht umsonst hat Trump auf das „Establishment“ verwiesen oder die „Eliten“, welche die USA „berauben“ würden. Zugleich verkündete Trump, seine Anhänger sollten sich „Super-Eliten“ nennen. Das ist keine Januszköpfigkeit, sondern pures ethik- und anstandsloses Marketing, eine Schmeichelei an sein Team, das ihn auf Händen durch die Präsidentschaft tragen sollte. Nietzsche hätte seine Freude an ihm gehabt. Immerhin ist Trump durch seine rücksichtslose Zielstrebigkeit zum Dogmenbrecher geworden und damit selbst für die Republikaner zum nietzeanischen Übermenschen.

Die älteste Demokratie und die kapitalistischste zugleich zeigte der Welt, welche Probleme mit Austeritätspolitik einhergehen, welche nicht Donald Trumps Kind ist. Vielmehr ist es anders herum: Menschen wie Trump kommen erst zu Größe, wenn ihnen Nährboden gegeben wird.